Linz

Founded Thursday, November 3, 1927
Club 11949 - District 1920 - Charter number

Gründungsdatum: 03.11.1927
Charterdatum: 12.04.1928
Patenclub: RC Wien
Gründungsbeauftragter: Anton Poschacher +, Mauthausen
Patenschaft: RAC Linz
Club-Gründungen: RC Steyr 1930, RC Linz-Altstadt 1963, RC Linz-Urfahr 1974, RC Linz-Süd 1985, RC Pilsen 1991
Pastgovernors: Georg Beurle + (1960/61), Kurt Leistner + (1982/83), Franz-Xaver Otto + (1997/98), Peter Morawek (2008/09)



 

Der RC Linz - ein Rückblick auf fast "95" Jahre Clubgeschichte

 

Motto: "Denken, was wahr, fühlen, was schön, und wollen, was gut ist, darin erkennt der Geist das Ziel des vernünftigen Lebens" (Präsident von Sick zitiert Platon bei der 2. Charterfeier von 1950).

 

Die Geschichte Rotarys begann in Chicago im Jahr 1905. Ihren Ursprung hatte sie in der Überzeugung von Paul Harris und seinen drei Mitstreitern, gegen die negativen Tendenzen der Zeit durch die Erneuerung von Grundwerten ankämpfen zu müssen, "die glaubten, daß Vorbild zu sein in der Begegnung von Mensch zu Mensch Kräfte gegen den moralischen Verfall wecken würde", wie Werner Neugebauer vor 25 Jahren formulierte. 20 Jahre später war die rotarische Idee in Österreich angekommen. Das verdanken wir England, und zwar dem RC Doncaster, der ungefähr 6 Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges am 01. 01. 1925 den RC Wien als ersten Club in Mitteleuropa noch vor Deutschland gründete (Charter am 19. 10. 1925). Am 29. 12. 1926 wurde der RC Salzburg gegründet, ein "Joint-Venture" des RC Zürich und des RC Wien (Charter am 12. 02. 1927).  Als nächster Club wurde am 09. 06.  1927 der RC Graz vom RC Wien aus gegründet (Charter am selben Tag). Am 30. 11. 1927 wurde ebenfalls vom RC Wien aus unser RC Linz gegründet (Gründungsversammlung am 30. 11. 1927; Clubnummer 2839; Charter am 12. 04. 1928). Wir sind damit der viertälteste Rotary-Club in Österreich. Unmittelbar nach uns wurden Innsbruck (27. 12. 1927; Charter am selben Tag wie der RC Linz), Bad Ischl (01. 01. 1928) und Klagenfurt (12. 03. 1928) gegründet. Bis 1938 etablierten sich insgesamt 11 Rotary Clubs in Österreich, davon allein 3 in OÖ. Zur Zeit der Gründungsversammlung unseres Clubs im Jahr 1927 gab es weltweit bereits rund 2.600 Clubs mit ungefähr 130.000 Mitgliedern (Neugebauer).

 

Die ursprünglichen Gründungen sind auch die an Mitgliedern starken Clubs: RC Wien, Innsbruck und Salzburg wurden schon genannt. Dazu kommen noch die Wiener Clubs (jüngerer Provenienz) Graben, Nordost  und West. Linz bewegt sich hier im Spitzenfeld.

 

Unser Gründungspräsident war Walter Franck (1927/28, 1928/29, 1930/31). In den Folgejahren finden wir Franz Heißler(Präsident des Verwaltungsrates der Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks AG und Präsident der oö. Handelskammer), Fritz Ruckensteiner (Rechtsanwalt), Eberhard v. Sick (Gutsbesitzer), Otto Hamann (Arzt und Dichter), Georg Beurle (Ingenieurkonsulent für Bauwesen, Wasserbau), Adolf Eigl (erster Nachkriegs-Landeshauptmann), Egon Hofmann (Akademischer Maler, Mitbegründer der Künstlervereinigung MAERZ, Industrieller), Ludwig Fischer (Kaffee-Import), Oskar Streit (Buchdruck und Zeitungswesen: J. Wimmer Verlag) und k. u. k. Rittmeister a. D. Constantin Hanns Ritter von Tischer (Direktor der Österr. Brau AG, geschäftsführender Verwaltungsrat der Kleinmünchner Aktienspinnerei und der Lambacher Flachsspinnerei). Unter ihm als Präsident löste sich der RC Linz in den ersten Märztagen 1938 auf. Dieser Mann wurde von den Nazis wegen angeblicher politischer Unzuverlässigkeit verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Man kam mit dem Beschluss zur Auflösung aus eigenem Willen der nationalsozialistischen Nötigung zuvor, sodass von 1938 bis 1950 in der offiziellen Clubgeschichte eine Lücke klafft. Die Mitglieder hielten trotzdem regelmäßig einmal im Monat zu einander Kontakt. Die Initiative dazu lag in den Händen der beiden Freunde Oskar Streit und Ludwig Fischer. Die vertraulich gebrauchte Parole (eigentlich ein Ausspruch der Gegnerseite und heute noch Slogan rechtsextremer Kreise) lautete "trotz Verbot nicht tot" (Egon Hofmann, 1952, S. 21).

 

Was wissen wir noch über die frühen Jahre und die "Gründerväter"?  Dass von Ihnen niemand mehr unter uns weilt, versteht sich von selbst. Wohl aber haben wir eine dünne Festschrift, die anlässlich des 25-jährigen Clubjubiläums erschien. Dort ist auch die Festrede abgedruckt, die Fritz Ruckensteiner sen. bei der Charterfeier 1928 hielt. Er spricht von der Grundidee Rotarys: "Dienen - nicht seinem eigenen Ich, sondern allen. In diesem Rotary-Grundgesetz von der Pflicht zum Dienst für alle sind eigentlich sämtliche übrigen Rotary-Regeln enthalten, denn dieser Dienst ist unmöglich ohne strengste Rechtlichkeit und uneigennützige Freundschaft …". Damit interpretierte Freund Ruckensteiner auch unser Clubmotto "In serviendo laetor".

 

Linz war damals eine relativ kleine Provinzstadt mit knapp über 100.000 Einwohnern. Ludwig Fischer charakterisierte das damalige Linz in einem Vortrag in den 50er Jahren: "Oberhalb der Brücke war der Fischmarkt, … die Mauthäuser, an denen für alle nach Linz hereingebrachten Lebensmittel eine Maut bezahlt werden mußte. Unterhalb der Brücke die restlichen Holzhütten für den Fischverkauf und darunter der Umschlagplatz, ein kilometerlanges Sammelsurium von Lagerhäusern, Schuppen und Magazinen der einzelnen Schiffahrtsgesellschaften, wie DDSG, Bayrischer Lloyd und Ungarische Schiffahrtsgesellschaft. … Die Brücke über die Donau … war eigentlich nur ein Steg mit etwa sechs Metern Fahrbahnbreite …über diese Brücke sind … Bäuerinnen, Bauerntöchter und Mägde mit ihren Handwagerln … gekommen, …um …auf dem Hauptplatz und auf der Promenade … Brot, Butter, Gemüse, Milch … zu verkaufen. …Das alles hat der Stadt Linz einen ländlichen Charakter gegeben. Linz hatte damals fast keine Industrie. Praktisch eigentlich nur die Kaffeemittelfabriken der Firma Heinrich Franck & Söhne …Allerdings gab es damals schon das Landestheater, das Kaufmännische Vereinshaus und den Volksgartensaal, wo sich das kulturelle und gesellschaftliche Leben … abspielte. Linz war damals … eine kleine verschlafene Bauernstadt …". (Wer sich ein Bild vom damaligen Leben auf dem Hauptplatz machen will, möge die Grottenbahn auf dem Pöstlingberg besuchen und im Kellergeschoß die Figuren der Standlerinnen genauer ansehen.). Betrachtet man die soziale Lage in diesen Tagen, so registriert man das Hinaufschnellen der Arbeitslosenzahlen in Oberösterreich von rund 10.000 im August auf 22.500 im Dezember 1928 (Neugebauer). Die politische Lage in Österreich war von Gewaltbereitschaft gekennzeichnet (Brand des Justizpalastes, zahlreiche Tote), ein Szenario, das gewisse Ähnlichkeiten mit dem Gründungsjahr Rotarys in Chicago erkennen lässt und daher die Sinnhaftigkeit der Gründung von Rotary Clubs auch in Österreich erweist.

 

Gründungsbeauftragter für unseren Club war Anton Poschacher (Großvater unseres Freundes Leonhard Helbich-Poschacher) vom RC Wien. Gründungspräsident war der Seniorchef des Hauses Franck, unser nachmaliges EM Walter Franck. Fritz Ruckensteiner sen., ein Vetter Poschachers, war Vizepräsident und Otto Gottlieb 1. Sekretär. Wie kann man sich die Auswahl der Mitglieder, wie die Gründung vorstellen? "Im März 1927 trat Ing. Anton Poschacher … an seinen Vetter Dr. Ruckensteiner mit der Anregung heran, da er in Wien die rotarischen Ziele kennengelernt hatte, hier in Linz auch einen Rotaryclub zu gründen. Ruckensteiner hatte anfänglich Bedenken, denn wir befanden uns im Zeitpunkt einer schweren Depression und Linz schien ohnedies schon reichlich mit Vereinen gesegnet zu sein. Der Versuch zu einer ersten Besprechung gab seinen Befürchtungen recht, denn von 17 geladenen Herren hatten sich nur fünf eingefunden. Aber mit echt oberösterreichischer Zähigkeit verfolgte Poschacher seinen Plan und so kam es im Oktober 1927 zu einer Besprechung von Ruckensteiner und Walter Franck, bei der eine Liste von 35 Herren aufgestellt und für den 30. November 1927 eine Zusammenkunft zur Gründung im Kaufmännischen Vereinshaus angesetzt wurde.  Der Wiener Präsident Otto Böhler (für seine Verdienste um die Gründung unseres Club wurde ihm 1932 die Ehrenmitgliedschaft verliehen) wurde dazu gewonnen. Der Einladung leisteten 25 Herren Folge, fünf weitere hatten schriftlich ihre Zustimmung erklärt. Nachdem Böhler, Brauneis und Poschacher die Ziele Rotarys durch ausgezeichnete Reden dargestellt hatten, wurde einstimmig die Gründung unseres Clubs beschlossen" (Egon Hofmann, 1952, SS. 23f.). Walter Franck übte sein Präsidentenamt insgesamt 3 Jahre aus. (Neugebauer)

 

Die Clubzusammenkünfte fanden damals im ersten Stock des Kaufmännischen Vereinshauses statt, wo der Club bis zu seiner Auflösung 1938 verblieb. Das Clubleben dürfte sich nicht wesentlich vom heutigen unterschieden haben: Man traf sich bei gastfreundlichen Mitgliedern, bei Kunstausstellungen und Besichtigungen und bei Sommermeetings auf dem Land. Dichterlesungen spielten eine Rolle, waren doch etliche Clubmitglieder selbst literarisch tätig oder ausgewiesene Experten (Neugebauer). Im Vereinshaus fiel leider unser gesamtes damaliges Clubarchiv einem Bombentreffer im 2. Weltkrieg zum Opfer. Verloren ist die Gründungs-Charter, unterzeichnet vom Präsidenten R. I.  H. Sapp und Sekretär R. I. Perry, ebenso wie die erste Liste der Gründungsmitglieder (von RI in Zürich inzwischen erhalten).  Aus dem Archiv des langjährigen ersten Clubmeisters Oskar Streit gibt es jedoch ein Foto  der ersten Linzer Rotarier mit ihren Gründungspaten und Gästen. Sie tragen allesamt Frack und strahlen große Würde aus. Als weitere Mitglieder können wir noch Ludwig Czerwenka, Josef Dierzer von Traunthal, Albert Hüper, Dirk von Langen, Oskar von Meiss-Teuffen, Willy Nahlovsky und Heinrich Schlosser benennen. Leider können nicht mehr alle Abgebildeten namentlich identifiziert werden. Es lässt sich aber rekonstruieren, dass der RC Linz zwischen 1929/30 und 1937/38 zwischen 35 und 40 Mitglieder hatte, ausgenommen 1934/35 mit nur 31 Mitgliedern. Ausgelöst wurden diese Schwankungen mit der Übernahme der politischen Macht in Deutschland durch die NSDAP Adolf Hitlers. Schon am 17. Mai 1933 kam es zu einem Gespräch zwischen Governor Prinzhorn (aus Wien) und drei verdienten Präsidenten deutscher Clubs mit dem Reichsführer SS Heinrich Himmler. Dieser war der Idee Rotary gegenüber sehr kritisch eingestellt. Schwerpunkte des Gesprächs bildeten die Judenfrage, die Frage der internationalen Bindungen und die Frage der Mitgliedschaft deutscher Staatsbeamter in Rotaryklubs. Eine Zusammenfassung dieses Gesprächs vom 4. Juni 1933 liegt vor. Auch auf unseren Club wirkten sich diese Turbulenzen aus. Das erste "Opfer" war der Botschafter des Deutschen Reiches in Linz, Dr. Dirk von Langen, der aus Unvereinbarkeitsgründen im Juni 1933 seine Mitgliedschaft im RC Linz vorübergehend beendete.

 

Hören wir noch die Worte unseres Präsidenten 1934/35, Adviser nach dem Ende des 2. Weltkrieges und Governor 1960/61, Rotarier Georg Beurle, zur Situation nach 1945: "Als sich bald nach dem Zusammenbruch 1945 die alten (Club)Mitglieder wieder zusammenfanden, gab es dort, im wohltuenden Gegensatz zum öffentlichen Leben, keine Disqualifizierungen und Bevorzugungen, keine Ausschlüsse, sondern für alle das gleiche Recht. Diese Auffassung hat sich dann nach und nach im großen Verband von R. I. auch wieder durchgesetzt. … Rotary … ist eine Organisation, die … im praktischen Leben das Verständnis von Mensch zu Mensch fördern will, die dem Gedanken dient, mit seinen Nachbarn in Frieden und Freundschaft zu leben. In diesem Sinn gehören wir mit in das oft so wirre Bild unserer Tage."

 

Ein wirkliches Clubleben erfolgte erst im Jahre 1948, also nach zehnjähriger Pause. Allerdings hatte Georg Beurle schon am 18. Mai 1946 an die Oö. Landeshauptmannschaft die fristgerechte Abhaltung der ersten Vollversammlung des Rotary Club Linz nach dem Weltkrieg gemeldet (in Reaktion auf eine offizielle Kundmachung der Landeshauptmannschaft zu Beginn desselben Jahres).  In dieser waren er selbst zum Obmann, Eberhard v. Sick zum Stellvertreter, die Freunde Gottlieb, Hofmann und Streit zu weiteren Vorstandsmitgliedern bestellt worden. Aber es fehlte die Zustimmung von R. I. Am 29. April 1947 wird der Polizeidirektion Linz die Anmeldung der Hauptversammlung am 7. Mai 1947 im Jägerstüberl des Restaurants "Goldene Glocke" auf der Promenade übermittelt. Das Mitgliederverzeichnis vom April 1948 führte 16 Linzer und sechs auswärtige Rotarier an. Die Reihen waren durch die Umstände der Zeit lichter geworden. Im Oktober kam endlich die Nachricht von Zürich, dass einige österreichische Clubs wieder offiziell aufgenommen werden sollten (in Wien dauerte es noch etwas länger). Der Jännerbericht 1949 mit der Nummer 519 schließt an den letzten mit Nummer 518 vom 2. März 1938 an. Im November 1949 kam der Leiter des europäischen Büros von Rotary International, Walter Panzar aus Zürich, nach Linz. Von da an trafen sich die Freunde wieder jeden Mittwoch und Freund Eberhard von Sick nahm die Zügel in die Hand. Am 25. Februar 1950, auf den Tag genau 45 Jahre nach der in Chicago erfolgten Gründung Rotarys durch Paul Harris, fand dank des unermüdlichen Einsatzes von Georg Beurle die Gründungsversammlung mit 22 Mitgliedern nach dem Krieg statt. Am 07. Juni 1950 wurde dem Präsidenten die neue Charter übergeben. (Auch über deren Verbleib lässt sich derzeit nichts Sicheres sagen.) Unser Präsident war damals Eberhard von Sick, Vizepräsident Georg Beurle, 1. Sekretär Alfred Fuchshuber, 2. Sekretär Fritz Baubin. Unser Gründungspräsident Walter Franck wurde zum EM ernannt. Von den vielen Gästen, die damals dem RC Linz die Ehre gegeben hatten, sei besonders Präsident Reder aus Steyr erwähnt. (Den RC Steyr hatte unser Club schon 1930 durch den Gründungsbeauftragten Anton Dietrich gegründet.) Sein Geschenk zu diesem Anlass war jener Hammer, mit dem noch heute unsere Meetings eröffnet und geschlossen werden. Der Hammer aus steirischem Edelstahl wurde in den Hack-Werken unseres Freundes Hack gefertigt. Erst ab etwa dieser Zeit erlauben übrigens die christlichen Kirchen ihren Amtsträgern eine Mitgliedschaft bei Rotary. Zu eng verwandt mit den Freimaurern glaubte man Rotary bis dorthin. Unser erstes Mitglied aus geistlichem Stand war Superintendent Mensing-Braun.

 

Der Präsident R. I. bestellte Georg Beurle am 26. Oktober 1950 zum Rotary-Adviser (eine Art Ersatz-Governor) für Österreich. Seine Aufgabe war der Neu-Aufbau bzw. Ausbau rotarischer Strukturen in Österreich bis zu dem Zeitpunkt, da Österreich ein eigener Distrikt wurde. (Vor dem Krieg war Österreich rotarisch gesehen ein Teil des 73. Distrikts, in dem zwar Deutschland zahlenmäßig die überwältigende Mehrheit stellte, wo aber dennoch die Österreicher Otto Böhler, Ernst Prinzhorn und Franz Schneiderhan während 5 von 9 Jahren die Funktion des Governors bekleideten. Eine Rolle dabei mag gespielt haben, dass ein Österreicher als Governor der Führung des Deutschen Reiches mit größerer Unabhängigkeit entgegentreten konnte).  Clublokal unseres wiedergegründeten Clubs war das Hotel Scharmüller, das von unserem Clubmitglied und vieljährigem Clubmeister Heinrich Korherr geführt wurde. 1952 konnte an Bord des Dampfers  Johann Strauß das 25-jährige Clubjubiläum im Beisein von 40 Clubmitgliedern festlich begangen werden. 4 Gründungsmitglieder aus 1927/28 waren dabei noch anwesend. Bei dieser Feier bezog man sich also auf das Gründungsjahr 1927. 1952 erhielten wir auch den Besuch von Präsident RI Frank Spain, ein Ereignis, das sich erst 2006 wiederholte. Präsident des Clubs war damals Erich Reichl, sein Sekretär Freund Theo Mayrhofer.

 

Leider lebt fast alles, was sich zwischen 1952 und 1968 ereignete, aus der Erinnerung einiger Freunde, da geordnete Aufzeichnungen und eine lückenlose Dokumentation der Aktivitäten unterblieben. Zu sehr war der Blick in die Zukunft gerichtet (so charakterisiert dies Freund von Megay, Festschrift 1978). Es ist deshalb  ein Glücksfall der besonderen Art, dass in den Beständen des Ingenieursbüros der Familie Beurle eine beachtliche Menge von RC Linz Dokumenten aus der Zeit von Dezember 1929 bis Juni 1936 zum Vorschein kam.  Man findet darin Wochenberichte, im Club gehaltene Vorträge, die damals gültigen Satzungen, Präsenzlisten, Einladungen zu Conventions und Distriktsversammlungen. Aus diesen Unterlagen wird deutlich, dass die Clubs (wegen ihrer doch noch sehr geringen Zahl) regen Anteil am Leben der anderen Clubs nahmen und sich wöchentlich mit diesen beschäftigten. Es wird auch ein wiederholter Gedankenaustausch mit dem RC Budweis dokumentiert bis hin zu länderübergreifenden Treffen. Aber auch Zeithistorisches wird gespiegelt wie etwa die Februarunruhen 1934 oder die Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß. Für die Übergabe dieser Archivalien ist der Club Herrn Dipl. Ing. Lukas Beurle zu großem Dank verpflichtet. In der Zwischenzeit ist es auch gelungen, aus dem Nachlass von Freund Funke einige Clubberichte der Zeit 1949 bis 1959 einschließlich eines Mitgliederverzeichnisses in den Archivbestand zu integrieren.

 

Wir kommen damit in jene Zeit, da der RC Linz selbst als Clubgründer hervortrat. 1963 wurde von unserem Mitglied Hans Arndt als Gründungsbeauftragtem der RC Linz-Altstadt gegründet. 1974 folgte Linz-Urfahr (in Zusammenwirken mit Linz-Altstadt; von unserem Club fungierte Ernst Ertl als Gründungsmitglied), 1985 Linz-Süd (zusammen mit RC Traun; Gründungspräsident war unser Herbert "Ördi" Neumüller), unter Präsident Peter Morawek als Gründungsbeauftragtem waren wir im Jahr 1990/91 an der Wiedergründung des RC Pilsen beteiligt. 1965 richtete unser Club erstmals die Distriktskonferenz aus (Neugebauer).

 

Es bedeutet eine Auszeichnung für unseren Club, dass wir bisher vier Mal den Governor des jeweiligen Distrikts stellten: 1960/61 der schon mehrfach erwähnte Georg Beurle (damals noch im 181. Distrikt), 1982/83 Kurt Leistner (im 192. Distrikt), der sich besonders um den Aufbau des Jugenddienstes in Österreich bleibende Verdienste erworben hat (ihm zu Ehren benennen wir die Croisiere "Hiking and Biking in Upper Austria" als "Kurt-Leistner-Croisiere"). Es folgte 1997/98 unser 2011 verstorbener Freund Franz Xaver Otto (nunmehr im Distrikt 1920), in dessen Amtsjahr die Gründung des gemischten Clubs Linz-Landhaus fiel. Der letzte in der Reihe war 2008/09 unser Freund Peter Morawek. Wir liegen damit im Distrikt 1920 an zweiter Stelle hinter dem RC Salzburg.

 

Werfen wir einen Blick auf  das soziale Engagement, das ja zu den prägenden Elementen Rotarys wie auch anderer Service-Clubs gehört. Einem Beitrag unseres Freundes Koloman v. Megay in der Festschrift 1978 entnehme ich, dass die Unterstützung der Grenzlandschule in Unterwald (1933 - 1938) und die Betreuung des Flüchtlings-Altersheims in Neukirchen bei Lambach Höhepunkte des gemeindienstlichen Wirkens der ersten 25 Jahre waren. Dazu schreibt Werner Neugebauer: " … die Betreuung der Grenzlandschule in Unterwald, die im November 1933 ihren Anfang nahm. Zu Weihnachten wurden dann 1.000kg Gaben hingebracht - von Autos auf Schlitten umgeladen, weil es eine geräumte Straße nicht gab. Im Frühjahr wurden den Eltern Obstbäume gekauft, weil sie zu arm waren, diese selbst zu erstehen. Die Kinder wurden nach Linz eingeladen und da waren welche darunter, die noch nie eine Stadt, ein Donauschiff oder eine Eisenbahn gesehen hatten." Das Hochwasserjahr 1954 stellte große Anforderungen auch an die Rotarier (Sammlung und Weiterleitung zahlreicher Geld- und Sachspenden aus dem In- und Ausland. Das bedeutete das Aufteilen von 3t Hilfsgütern aus dem Ausland durch unseren Club). Unser Freund Gerhard Fuchshuber berichtet von einem Besuch der Patenschule in Wullowitz (500m vom Stacheldraht entfernt) in der Vorweihnachtszeit 1970, "dass sich die Lebensverhältnisse dort noch kaum von jenen der Vorkriegszeit unterschieden". Zum 50-Jahr Jubiläum unseres Bestehens (Präsident war 1978 unser Freund Christian Beurle; "Vater" der Idee war Werner Neugebauer; weitere engagierte Geburtshelfer waren F. X. Otto, Harold Stobitzer und Andreas Cuturi; Bezugspunkt war das Jahr der Charterübergabe 1928) wurde die Förderung der Herausgabe einer wissenschaftlich fundierten und doch gut lesbaren Stadtgeschichte beschlossen. 1,7 Millionen Schilling wurden dafür bereit gestellt. Das Ergebnis liegt in einer 2-bändigen repräsentativen Ausgabe seit rund 20 Jahren vor, und diese beiden Bände sind für jede Bibliothek eine Zierde. Unserem Freund Alfons von Wunschheim gereicht es bis heute zur Ehre, für die Erhaltung und den Betrieb von Schloss Hohenbrunn bei St. Florian gesorgt zu haben. Unter den Präsidenten Fehlinger und Berger-Vogel wurde die Herstellung eines auch für Blinde lesbaren Stadtplanes von Linz (angebracht an den Haltestellen der Straßenbahn) umgesetzt. Lange Jahre besuchten wir auf Initiative unseres Freundes Kunisch den Sonnenhof und brachten kurz vor Weihnachten ein wenig Licht in das Leben jener betagten Mitbürger, die keinerlei Angehörige hatten. Wir haben Einzelpersonen ebenso unterstützt wie Organisationen (bis hin nach Afrika), denen die öffentliche Hand nicht ausreichend beisteht. Dazu veranstalteten wir auch Benefizkonzerte und einen Flohmarkt. In Form von Matching-Grant Projekten sind bzw. waren wir außerdem in fremden Ländern tätig (z. B. multiethnischer-integrativer Kindergarten in Mostar, Fistula-Projekt in Nigeria, zusammen mit der Diakonie in Rumänien, bei einem Zahnarztstuhl in Chile, Kinderspital in Shkoder, Albanien, eine Schule in Südafrika und das Matadi-Projekt in der Demokratischen Republik Kongo in Zusammenarbeit mit der Caritas). Ganz besonders sollen hier auch die Eberhard-von-Sick-Stiftung (seit 1973/74; erweitert durch unseren Freund Heinz Schachermayer und jüngst durch Wolfgang BergerVogel) und das in der Zwischenzeit durch Auszahlungen aufgelöste Macke-Stipendium angeführt werden, mit denen der Club herausragende Leistungen junger Menschen würdigt(e). Das umfasst z. B. die "Helden der Corona-Krise" (2019/2020) zusammen mit Freund Cuturi und den OÖN sowie das START-Projekt (in Gemeinschaft mit anderen Clubs) zur Förderung begabter junger Menschen mit migrantischem Hintergrund auf ihrem Bildungsweg.

 

Verwandt mit diesem sozialen Engagement ist auch der Einsatz der Rotarier im Jugendaustausch. Dieses Programm hatte schon um 1930 begonnen. In unserem RC Linz haben wir junge Menschen aus allen Kontinenten im Rahmen der verschiedenen Programme des Jugenddienstes betreut, haben sie beherbergt, verpflegt, unterhalten, sind mit ihnen gereist und haben manche lang andauernde Freundschaft begründet. Dass auch die eine oder andere negative Erfahrung gemacht wurde, liegt im Menschlichen begründet. Umgekehrt konnten auch Mädchen und Burschen aus Linz, aus rotarischen Familien ebenso wie von Nicht-Rotariern, in die verschiedensten Länder entsandt werden (USA, Kanada, Brasilien, Australien, Neuseeland, Japan, Südafrika, …), wo sie für ihre Heimat Ehre einlegten. Erst jüngst ermöglichte eine Initiative der Distrikte 1910 und 1920 sowie des Jugenddienstes Österreich jungen Japanerinnen und Japanern aus der Gegend von Fukushima, einen mehrwöchigen Aufenthalt in Österreich fern von den vielfältigen Problemen ihrer unmittelbaren Heimat verbringen zu können.

 

Vom internationalen Dienst berichtet Werner Neugebauer, dass unser Ehrenmitglied von Sick schon 1935 eine Distriktskonferenz in England besuchte. Zur Weltkonferenz 1937 in Nizza entsandte unser Club Ehrenmitglied Ludwig Fischer. Als sie nach dem Krieg 1953 erstmals wieder in Europa stattfand, war unser damaliger Clubsekretär Theo Mayrhofer dabei, 1967 in Luzern die Freunde Fischer, Becker und Schachermayer. Seither sind Freunde immer wieder an den verschiedenen Veranstaltungsorten dieser Konferenzen Teilnehmer gewesen.

 

Wenn wir das wöchentliche Clubleben weiter betrachten, ist als Clublokal nach dem Hotel Scharmüller die nicht mehr vorhandene "Kanone" = das Hotel Schwechater Hof auf dem Taubenmarkt zu nennen, wo die Räumlichkeiten im 1. Stock ein adäquates Ambiente boten. Das angeschlossene "Lindy" war oft Schauplatz  der verlängerten Abendmeetings. Nach der Auflösung dieses Lokals 1978 übersiedelten wir ins Theatercasino (im 1. Stock links), folgten dem damaligen Pächter Hr. Lenzeder für einige wenige Meetings in sein Restaurant "Donautal", zogen dann ins Hotel Schillerpark um. Das Hotel Park Inn ist somit unser sechstes offizielles  Clublokal. Von den 40 Clubmitgliedern des Jahres 1952 durften wir bis vor wenigen Jahren noch einen Freund zu den Unseren zählen:  Werner Neugebauer (Mitglied seit 1951; verstorben 2017). Der Club ist seitdem kräftig gewachsen. Mit Stand 30. Juni 2022  zählten wir 93 Mitglieder inkl. 5 Ehrenmitglieder. Von diesen sind allerdings seither 2 verstorben. Seit meiner eigenen Aufnahme vor 36 Jahren sind von den damaligen Clubmitgliedern an die 60 verstorben, etwa 10 aus diversen Gründen ausgeschieden. Aufgenommen wurden seither an 65 neue Mitglieder, von denen die meisten noch bei unserem Club sind. Besonders hervorzuheben ist, dass unser Club seit der Präsidentschaft Georg Steiners beschlossen hat,  auch Frauen aufzunehmen. Derzeit hat der Club 2 weibliche Mitglieder. Das alles setzt bewussten Umgang mit Aufnahmen und insbesondere langfristig planendes  Handeln voraus. Darauf hat vor allem unser Freund Hannes Riedl hingewiesen. In dieselbe Kerbe schlägt auch die für jede Organisation notwendige  Selbstreflexion. Die Clubsatzung ist unter dem Vorsitz von Peter Morawek neu gefasst und durch Ludwig Beurle 2006 adaptiert worden.  Der Selbstreflexion dienen seit Jahren "Quo-Vadis"-Ausschuss und Fragebogen-Aktion(en) (zuletzt im Februar 2023 mit den Themenschwerpunkten Integration neuer Mitglieder, Neuaufnahmen und Gestaltung der Abendmeetings). Daraus wurden Aufträge zu Veränderungen und Weiterentwicklungen abgeleitet und umgesetzt. Die jüngste Neufassung der Clubstatuten erfolgte ebenfalls  unter Präsident Georg Steiner. In den 95 Jahren seines Bestehens zählte der RC Linz insgesamt 288 Mitglieder. Der Club ist ein lebendiger, sich immer wieder verjüngender Organismus. In der jüngsten Vergangenheit wurden das Clubleben und das Zusammengehörigkeitsgefühl durch Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie beeinträchtigt. 2 Jahre lang mussten Präsenzmeetings durch ZOOM-Meetings ersetzt werden. Die Pflege der Freundschaft litt dadurch spürbar. Als eine Konsequenz haben wir auch jetzt noch Hybrid-Meetings.

 

Wir haben zwar nur einen Partnerclub im Ausland, nämlich den RC Regensburg, mit diesem gelingt es aber doch ganz gut, durch gegenseitige Besuche und gemeinsame Unternehmungen regelmäßig Kontakt zu halten. Zur Illustration seien angeführt die Besuche beim Adventmeeting in Regensburg und die Teilnahme von Regensburger Freunden an unseren Wanderwochenenden. Eine Fahrt in die Wachau, ein gemeinsamer Besuch von Passau, eine Opernaufführung in München, Besuche zu Jubiläen. Daran schließe ich den Aufruf an unsere jungen Mitglieder, in dieser Beziehung eine aktivere Rolle als bisher zu übernehmen. Sie (diese Beziehung nämlich) ist 67 Jahre alt (1956 begründet) und geht auf eine Initiative unserer Freunde Georg Beurle und Alfred Fuchshuber zurück.

 

Der Berufsdienst ist in Form von berufskundlichen Veranstaltungen ebenfalls seit vielen Jahren tätig. Unsere Mitglieder, die sehr viele Berufsstände ganz im Sinne von Paul Harris in hervorragender Weise verkörpern,  gehen in Schulen und ermöglichen dort den angehenden Maturantinnen und Maturanten einen profunden Einblick in ihren eigenen beruflichen Alltag und in die Qualifikationen, die heute nachgefragt werden. Einige Zeit war damit auch ein Besuch in Betrieben verknüpft, sodass das berufliche Umfeld unserer Freunde auch direkt erlebbar wurde.

 

Ich verweise auf eine Darstellung der Geschichte Rotarys in Ö von der Hand unseres Gmundener Freundes Heinrich Marchetti ("Rotary Österreich" →"Über Rotary" →"Rotary in Österreich" → "Geschichte Rotary's 1933 - 1938 in Österreich")

 

Am Schluss zitiere ich ein Wort unseres Freundes Gerhard Fuchshuber in der Festschrift 2003: "In unserem Club alt zu werden ist ein Geschenk! Man wurde und wird reichlich von rotarischen Freunden beschenkt mit Gaben für Verstand (und Verstehen!), Gemüt und Herz. Rotarier sind Persönlichkeiten in vielfältiger Weise. Die lateinische Wurzel per-sonare heisst soviel wie "durchtönen", "widerhallen". Das hat mit empfangen und weitergeben zu tun … Ich verdanke sehr viel unserem rotarischen Freundeskreis…"

 

 

 

Wolfgang Seitz

 

(Archivar des RC Linz)

 

(Stand 2023)

 

 

 

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